top of page

Die positiven Aspekte und Potenziale einer Vertikalbegrünung im und am Meidlinger Markt

Autorin: Tina Kaleta, BSc

Masterstudentin, BOKU Wien, IBLB - Institut für Ingenieurbiologie und Landschaftsbau


Im Rahmen meiner Masterarbeit am IBLB der Universität für Bodenkultur Wien, befasse ich mich mit dem MEIDLINGER "L" (Rosaliagasse) und dem Meidlinger Markt. Dabei gehe ich näher auf die Vertikalbegrünung und deren Verschattungs- und Kühlungspotenzial ein.


Beim Verlassen der Stadt wird meist der Temperaturunterschied zwischen der Stadt und dem Land deutlich, dieser beträgt oftmals mehrere Grad. Gründe dafür sind die dichte Bebauung und hohe Oberflächenversiegelung, welche gigantische Hitzespeicher in den Städten bilden, jene werden Urban Heat Islands genannt.

Diese kühlen in der Nacht kaum aus, da die Straßen und Gebäude aus harten Materialien und versiegelten Flächen bestehen, die Hitze stärker speichern als unversiegelte oder belaubte Flächen. Ein weiterer Hitzefaktor in der Stadt bildet die Abwärme von anthropo­genen Quellen, seien es Autos, Betriebe oder Menschen. Der Anstieg dieser Wärme lässt sich jedoch durch die Anzahl und Ausdehnung von Grünflächen lenken (Stopfer 2017).

Abbildung 1: Grätzloase Rosaliagasse, eigene Aufnahme


Damit dieser Wärmespeicher verdeutlicht wird, wurde auf der Grätzloase in der Rosaliagasse (1120 Wien) und auf anderen Standorten, wie zum Beispiel Wiener Wasser in der Grabnergasse (1060 Wien) Messungen vorgenommen.


Dabei wurden die Umgebungstemperatur und die relative Luftfeuchtigkeit mithilfe eines Hydrometers gemessen. Weiters machen Wärmebilder Hitzespots sichtbar. Mithilfe des Leaf Porometers wurde die stomatäre Leitfähigkeit der Blätter gemessen (Abb.2), um auch den Hitzestress der Pflanzen aufzuzeigen.

Im Anschluss wurde mit dem LP-80 der Leaf Area Index bei der Grätzloase gemessen, um zu zeigen, wieviel Blattoberfläche pro Flächeneinheit die Bodenoberfläche abdeckt.

Abbildung 2: Messung der stomatären Leitfähigkeit, eigene Aufnahme


Am 04.08.2022 war ein extremer Hitzetag in Wien und an diesem Tag wurden in der Grätzloase Messungen (Abb: 1) vorgenommen. Am Vormittag um 08:00 hatte es 22,2°C und eine Luftfeuchtigkeit von 51,6%, der Durchschnitt der stomatären Leitfähigkeit beim Blauregen lag bei 69,85 und die Blatttemperatur bei zirka 22°C. Dies zeigt, dass die Blätter in etwa die Lufttemperatur aufweisen. Die Poren waren noch nicht sehr stark geöffnet, aufgrund der Morgenstunden.

Abbildung 3: Wärmebildaufnahme 04.08.2022, 08:05, eigene Aufnahme


In Abbildung 3, ist die Wärmebildaufnahme von 08:05 zu sehen, hier ist die Straße bereits 2°C wärmer als die Umgebungstemperatur und auch die Metallelemente sind bereits erhitzt. In Abbildung 4 hingegen ist die Aufnahme von 18:35 abgebildet.

Abbildung 4: Wärmebildaufnahme 04.08.2022, 18:35, eigene Aufnahme


Hier ist zu sehen, dass die Wärmerück­strahlung vom Straßenbelag bei 39,5°C, von Metallen und anderen Materialien weit über 60°C beträgt. Kühle Spots in der Nähe von Pflanzen zeigen 29-35°C, wie zum Beispiel der Hibiskus auf Abbildung 3, mit 29,3°C .


Die Lufttem­peratur, welche mit dem Hydrometer gemessen wurde, betrug 38°C bei einer Luftfeuchte von 22,4%. Die gemessene Blatttemperatur betrug nur 37,5°C, laut dem Leaf Porometer, welcher auch die Blatttemperatur misst. Die stomatäre Leitfähigkeit des Blauregens war 85,26 durch die starke Hitze und den damit verbundenen Stress.


Aus den Aufnahmen kann man den Schluss ziehen, dass eine Umgestaltung der Rosaliagasse und des Meidlinger Marktes in Richtung höhere Grünanteile sinnvoll ist. Durch eine Vertikalbegrünung in der Rosaliagasse kann ein Kühlungs­effekt geschaffen werden, wie auf Abbildung 3 ersichtlich ist, da die Pflanzen kühler als die Straße oder die Auslagen sind. Durch die im Rahmen des Projektes (MEIDLINGER "L“) angedachten Balkone mit Vertikalbegrünung wird durch die grüne Verschattung sowie durch die Transpiration Abkühlung erreicht.


Die Grätzloasenbegrünung ist limitiert in der der Größe bzw. Höhe. Ihr Beschattungs­potenzial ist gering. Vergleichsmessungen zur Blattfläche eines Blauregens (Höhe 5-6 m) mit dem LP-80 der Leaf Area Index in der Grabnergasse ergaben, dass dieser bereits 70% der Strahlung absorbiert und nur mehr 30% durch das Kronenlaub durchlässt.


Eine umfangreiche Horizontal- sowie Vertikalbegrünung könnte den Bewohner*innen der Rosaliagasse und den Besucher*innen des Meidlinger Marktes eine optimale Verschattung bieten.

Autorin Tina Kaleta (Foto: privat)

Literatur:

Stopfer E. (2017): Welchen Wert haben Grünflächen in der Stadt?.https://www.stadtmarketing.eu/gruenflaechen-in-der-stadt/ (aufgerufen 02.09.2022).


Kommentare


bottom of page